Lebensmittel als Statussymbol (1)
In der Zeit zwischen dem 14. Und 16. Jahrhundert mehrten sich in der gesamten Literatur, angefangen bei Erzählungen, über gelehrte Abhandlungen, bis hin zu diätetischen Kochbüchern, die Aufforderungen, sich "abhängig von der Qualität der Person zu ernähren". Diese Denkweise war eigentlich nicht neu. Schließlich hatten schon die Griechen postuliert, man solle sich unter Berücksichtigung des Alters, des Geschlechts und der Gesamtkonstitution ernähren.
Neu an dem Aufruf war, die "Qualität" der Person nicht an der Konstitution, dem Alter oder der Schwere und Art der ausgeübten Tätigkeit zu messen, sondern an ihrem sozialen Status. Die Zuordnung zwischen Ernährung und sozialem Status war anfangs rein quantitativer Art: Je höher der soziale Status, desto mehr wurde der Person an Essen zugebilligt. Diese Art der Zuordnung war schon die in den Zeiten der Barbarei gebräuchlich. Eine mit guten Appetit verbundene Körperfülle war ein unzweifelhaftes Merkmal für die eigene Macht. Im Laufe der Zeit wurde das quantitative Merkmal aber immer mehr vom qualitativen abgelöst. Der soziale Status war immer mehr vom Reichtum des Einzelnen abhängig und dieser konnte am besten dadurch gezeigt werden, dass man sich und den Anderen vorführte, welch exklusive Speisen man sich leisten konnte.
Der Pfau
Eines der Lebensmittel, das damals besonders hoch geschätzt worden ist, ist der Pfau. Er galt schon im Christentum als Paradiesvogel und symbolisierte die Unsterblichkeit. Zeitweise glaubte man an die "Unverweslichkeit" seines Fleisches. So erklärt sich die zentrale Platzierung des Pfaus an den mittelalterlichen Tafeln. Mit dem Pfau sollte, wenn schon nicht die eigene, so denn wenigstens die Unsterblichkeit der vollbrachten Taten symbolisiert werden. Mit einem übertrieben ausgebildeten Geschmackssinn hatte diese Stellung des Vogels allerdings nichts zu tun, denn Pfauenfleisch ist sehr zäh. Hinweise zum kulinarischen Wert des Pfaus kann man in der einschlägigen Kochliteratur des 19. Jahrhunderts immer wieder finden.
Wer die Regeln der statusabhängigen Ernährung missachtete und beispielsweise Pfirsiche (eine eindeutig herrschaftliche Frucht) stahl, wurde, zumindest in der Literatur, hart bestraft.
Die "wissenschaftliche Untermauerung"
Um die Zuordnung der Lebensmittel auch wissenschaftlich zu untermauern, wurden vielfach Gelehrte bemüht, die die entsprechenden Argumente liefern sollten. Anfang des 14. Jahrhundert bemerkt ein berühmter italienischer Agronom, dass Weizen die mit Abstand geeignetste Getreideart zur Brotherstellung sei, denjenigen, die allerdings hart und mit hohem körperlichen Einsatz arbeiteten, empfahl er, Brot aus weniger fein gemahlenem Getreide zu essen. So z.B. aus Hirse. Diese sei, außer für Schweine, Ochsen und Pferde, auch für Bauern besonders geeignet.

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