Schauessen und Verschwendung (2)
Die Tendenz, den eigenen Status über den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln auszudrücken, wurde ab dem 13. Jahrhundert scheinbar eine Art Sport, der dazu führte, dass sich die Höfe einander immer mehr überbieten mussten.
Dieser Wettkampf nahm mitunter sehr absurde Formen an. Ein Zeitzeuge der italienischen Renaissance schildert ein solches Fest recht ausführlich: "Es gab neun Gänge zu je drei Gerichten, in ganzen also siebenundzwanzig Speisen, von solcher Mannigfaltigkeit, daß, wolle man sie beschreiben, man darüber sterben würde. ... Nicht Wild wird aufgetragen, sondern ein Fleischberg, gekrönt von einem mächtigen Hirsch, der lebend schien und doch gekocht war." Um solche Essen zu überbieten, musste man sich schon etwas einfallen lassen. Im Laufe der Zeit gewann daher auch die Tafel selbst immer größere Bedeutung. Man bauten ganze Festungen, Landschaften und Städte auf. Um dem ganzen noch eine Steigerung zu geben, begann man mitunter, die während eines Bankettes gebrauchten Gold- und Silbergefäße wegzuwerfen. So geschehen bei einem Festmahl des Agostino Chigi in Rom, der das Geschirr kurzerhand in den Tiber werfen ließ.

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