Die Geschichte des Kochbuchs: "Kochbücher in Deutschland" (2)
In Deutschland entwickelte sich die Literaturgattung "Kochbuch" zunächst ähnlich, wie in Italien und Frankreich, den Ländern, die als Vorbild galten. Doch bis zum Bestseller von Henriette Davidis war es ein weiter Weg.
Das erste gedruckte deutsche Kochbuch ist das 1485 erschienene "Küchenmeistery". Es wurde bis in das 16. Jahrhundert immer wieder aufgelegt. Der Verfasser ist nicht bekannt. Es wird aber vermutet, dass es der Koch eines fürstlichen Hofes war. Auch die "Küchenmeistery" wendet sich, wie die italienischen und französischen Kochbücher der Zeit, nicht an das gemeine Volk, sondern an die höheren Stände. Einfache Rezepte fehlen ganz und auch der, bei fast allen Kochbüchern der Zeit, sehr hohe Preis, spricht dafür.
3 Bestseller des 16. Jahrhunderts
Die weitere Entwicklung der deutschen Kochbücher ist sehr eng mit 3 Kochbüchern des 16. Jahrhunderts verknüpft. Max Rumpolt, Mundkoch eines Mainzer Kurfürsten, widmet sich noch der herrschaftlichen Küche. Die Menüvorschläge für kaiserliche Majestäten, Kurfürsten und Erzherzöge umfassen meist 3 Gänge mit bis zu 30 Speisen. Für die niedrigeren Stände schlägt er weniger Speisen vor. Bei der Auswahl der Lebensmittel hält er sich an die Vorschläge der italienischen und französischen Kochbücher: So sind Igel, Pfauen und Bären auch bei ihm zu finden.
Das zweite Kochbuch von Anna Wecker, das erste gedruckte Kochbuch einer Frau, richtet sich erstmals an die Hausfrauen der privaten Haushalte. Sie widmet sich in ihrem Buch auch "Kranken und Pflegebedürftigen" und die Rezepte enthalten weniger Fleisch, dafür aber mehr Gemüse, Getreide und Mandeln.
Der dritte Bestseller schließlich war das Kochbuch des Straßburger Arztes Ryff. Ryff Ziel war es, heilkundliche Kenntnisse an Laien zu vermitteln. Dazu beschrieb er zunächst Krankheiten und empfiehlt danach Lebensmittel, oft jedoch, ohne Rezepturen zu nennen.
Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert
Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich in Deutschland der städisch-bürgerliche Kochstilimmer zu seiner vollen Blüte. Sparsamkeit, Ordnungsliebe und Pflicherfüllung waren die Tugenden, die auch in die Kochbücher Einzug hielten. Es entstand eine neue Literaturgattung, die "Hausväterliteratur", die - neben Kochanleitungen - alle Bereiche rund um das Haus thematisierte. So wurden z.b. auch Hinweise gegeben, wann Gemüse ausgesät werden sollte und wie Blumen zu pflegen waren.
Kochbücher wurden nun auch immer mehr von Frauen verfasst. Diese veröffentlichten die Rezepturen zunächst häufig zunächst nur mit ihren Initialen. Der Grund könnte gewesen sein, dass sie nicht wussten wie ihr Werk angenommen werden würde. Die Schmach, ein schlechtes Kochbuch veröffentlicht zu haben, schien für die Autorinen damals eine untragbare Last gewesen zu sein.
Das 19 Jahrhundert: Henriette Davidis
1844 erschien Henriette Davidis Kochbuch "Praktischen Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche". Über 8 Jahre sammelte Frau Davidis Rezepte, probierte sie aus und verfeinert sie. Das Buch wurder ein regelrechter Bestseller. 1876, in dem Jahr als Henriette Davidis starb, wurde bereits die 56. Auflage gedruckt.
Das Kochbuch heute
Seit dem Jahr 2000 ist auf dem Kochbuchmarkt ein regelrechter Boom festzustellen. Im Grunde ist der Markt gesättigt, also widmen sich die Kochbücher speziellen Bereichen oder Arten des Kochens: So gibt es Kochbücher zu fast allen Garmethoden (Wok, Mikrowelle, Grill...), Zielgruppen (Kinder, Senioren, Singles,...), Zeiten (Mittelalter, altes Rom, Renaissance..., sowie natürlich auch allen Ländern, einzelnen Lebensmitteln usw.
Zu erklären ist dieser Boom vielleicht damit, dass wir beruflich mehr oder weniger gezwungen sind, die Hauptmahlzeiten in Kantinen, Mensen oder im Imbiss zu uns zu nehmen. Da das gemeinsame Essen bisher aber eine wichtige Rolle in unserem Zusammenleben gespielt hat, können und wollen wir nicht so einfach darauf vezichten. Kochbücher geben uns hier wenigstens das Gefühl, dass wir zur alten Zeit zurückkehren könnten, wenn wir nur wollten. Und in der Tat ist der Trend festzustellen, wenigstens am Wochenende aufwändig zu kochen und diese Tätigkeit als etwas gemeinsam erlebtes zu genießen. Anders, als noch vor 40 Jahren, reicht aber der "Kohlrabieintopf" nicht mehr aus, um unsere kostbare Zeit für seine Zubereitung zu verwenden. Da muss es schon etwas besonderes sein.

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